Sonntag, 7. August 2016

Irontrail


5. Irontrail 5. – 7. August 2016


Kategorie:              T 201 (M50) Männer
Start Nummer 96
 

Rang Overall:         39 von 54 qualifizierten Männer (gestartet 133)

Rang AK 50+:         8 von 13 (gestartet 36)

Zeit:                        57:19.53 (2 Std. 24 schneller als 2015) 

Zeit 1 km:               17.07  min/km

Total km                 201 km  / +/- 11440 Höhenmeter
Per. Messung:        219 km gem. offizieller Aufzeichnung




Start 04 Uhr Davos nach Bergün
Start pünktlich um 4 Uhr, nur will niemand so richtig los bei diesem Sauwetter, es Regnet in strömen. Andrea Tuffli muss uns richtig rausschmeissen bei diesem Wetter. Es geht Richtung Dischmattal, hoch zum Scaletta Pass (2606 m.ü.M.). Dort hab ich meinen Rhythmus gefunden und ich fühle mich recht wohl, obwohl die Füsse bereits durchnässt sind. Bei der Keschhütte (2608 m.ü.M.) stärke ich mich und dann geht’s gleich weiter die umgekehrte Runde des K78 runter nach Bergün.  Mit Jeanette laufe ich da ein. Marco und Familie empfangen sie und auch Toni mein persönlicher Coach und Betreuer erwartet mich. Unglaublich alles ist durchnässt und es sieht nicht nach Besserung aus. Für mich ist aber klar, dass ich jetzt das Tempo etwas drosseln muss. War ein kleines Highlight mit Jeanette hier einzulaufen.
Davos – Bergün 05:32.52   Zwischenrang M+F 79 / M 71

 
Bergün mal ohne Sonnenschein...
                                                                                                          

Bergün – Pontresina
Weiter geht’s und der Regen begleitet uns immer noch, zudem ist es auch ganz frisch. Bei Familie Tuffli in Naz können wir uns in der Stube aufwärmen und stärken. Ich mache nicht lange Pause denn es läuft mir im Gegensatz zum letzten Jahr ausgezeichnet und das möchte ich ausnutzen. Über Fuorcla Crap Alp (2461 m.ü.M) geht’s ganz schön steil und lange hoch. Doch bald kommen wir runter nach Spina. Jetzt nur noch gerade aus nach Bever und dann rüber nach Samedan. Denkste, es gibt eine Streckenänderung dieses Jahr mit zusätzlichen 500 Höhenmeter über das Valetta da Bever, Margunin (2426 M.Ü.M) runter nach Samedan. Ganz schön herausfordernd. Bin froh, dass mich Toni in Samedan empfängt und verpflegt und meine Muskeln etwas lockert. Grundsätzlich fühle ich mich aber sehr gut, kein Vergleich zum letzten Jahr.
Das kommende Teilstück kenne ich von den Vorjahren her nur als Lauf im Dunkeln. Freue mich richtig nun mal bei Tageslicht hoch zum Muottas Muragel (2454 m.ü.M) zu laufen. Auch dieses Jahr kehre ich kurz ein im Restaurant und frage ob ich mich bei einem Pipistopp aufwärmen darf. Ich glaub die Receptionistin kennt mich noch und meinte, dass wir eigentlich schon etwas besseres Wetter verdient hätten dieses Jahr. Aber was soll`s, alle haben die gleichen Bedingungen und das Wetter kann man so oder so nicht machen. Jetzt folgt der steile Aufstieg hoch zur Segantinihütte auf 2731 m.ü.M. Bei schönem Wetter hat man hier eine traumhafte Aussicht. Jetzt hält sich diese aber in Grenzen. Der Abstieg runter nach Pontresina ist lange und geht ganz schön in die Beine. Bin gottenfroh als ich endlich unten angekommen bin. Auch mein Wunsch ging in Erfüllung und der Verpflegungsposten ist nicht mehr in der zügigen Tiefgarage sondern im Gemeinschaftszentrum. Hier wechsle ich das erste mal die Schuhe. Schon fast eine Wohltat in trockenes Laufwerk zu steigen.  Toni vermittle ich noch eine Schlafgelegenheit bei Madeleine in Sils. Es sollte für ihn eine kurze Nacht werden...Er ist ja nicht besonders zurückhaltend und hat schnell Kontakt mit allen Leuten.
Bergün – Pontresina 10:46.07   Zwischenrang M+F 72 / M 62
Immer noch nass
Pontresina Maloja
Alleine mache ich mich auf dem nächste Teilstück entgegen. Das Rosegtal ist mir bekannt und ich lauf zügig weiter bis nach Roseg (1999 m.ü.M.). Von hier geht’s dann wieder steil und lange hoch bis zur Fuorcla Surlej (2755 m.ü.M.) War noch ganz schwierig sich hier oben zu orientieren. Obwohl ich die Gegend eigentlich ganz gut kenne, können die Bedingungen im Nebel ganz besonders sein. Bin froh, als ich dann endlich bei der Skistation Murtel (2702 m.ü.M.) ankomme und mich etwas Aufwärmen konnte. Irgendwie habe ich jetzt auch eine grössere Kriese und es beunruhigte mich auch, dass ich gar keinen Appetit habe, und das schon während der ganzen Strecke. Ich hab mich dann doch gezwungen etwas zu essen. Zudem hatte ich eine grössere Schlafkrise und ich hab es das erste mal mit einem Powernap versucht. Nach 5 Min. Schlafen mach ich mich dann wieder auf die Socken  Richtung Sils.
Sils liegt um ca. 2 Uhr ruhig und verschlafen da. Kein Mensch auf der Gasse und so bin ich dann zügig weitergelaufen. Diesmal führte die Strecke direkt am See entlang nach Maloja. Kurz vor dem Posten in Maloja kam dann auch bereits die 100 km Marke. So positiv denken. Die Hälfte haben wir geschafft, jetzt geht’s auf den Heimweg. Zu meinem Erstaunen erwartete mich Toni am Check Point.

Pontresina - Maloja 8:04.57   Zwischenrang M+F 69 / M 57
 

 
Ein bisschen weniger nass...es trocknet langsam
Maloja – Savognin
Maloja-Savognin eine lange Strecke mit einigen Auf- und Abstiegen erwartete mich nun. Zuerst auf den Lunghinpass (2645 m.ü.M.) und dann weiter  via Septimerpass nach Bivio (1769 m.ü.M) runter. Da oben auf dem Lunghin- und Septimerpass war`s dann gar nicht mehr gemütlich. Saukalt, Schnee- Graupelschauer und an die Finger hab ich mir gefroren, das hat dann wirklich keinen Spass mehr gemacht. War froh, als ich in Bivio war und mich Verpflegen konnte. Kari hat mich dann da empfangen. Leider musste er wegen einer Schienbeinentzündung bereits in Pontresina, auf dem 8. Platz liegend, aufgeben. Besser so als etwas durchdrücken und dann monatelang keine Lauftraining mehr machen. Schade für ihn, doch ich glaub er hat`s mit Fassung getragen. Bei Tageslicht mach ich mich dann wieder auf den Weg Richtung Alp Flix wo mich Toni wieder empfängt und einen tollen Cappuchino spendiert. Der hat echt gutgetan. Zu meinem Erstaunen führt uns dann dieses Jahr die Strecke nicht mehr hoch sondern es geht alles runter Richtung Savognin. Die zusätzlichen Höhenmeter haben wir ja bereits bei Spina zurückgelegt. Kurz nach der Alp Flix (1993 m.ü.M) feuern mich plötzlich einige Leute an. Hop Ste, Bachtelrunner. Keine Ahnung wer das ist. Es sind Fans aus der Region des Bachtels, ihr Sohn ist im Skiclub Bachtel und sie wollten mich unbedingt anfeuern. Es sollte nicht das letzte mal sein. Das sind Momente wo man dann wieder richtig motiviert ist, denn die Strecke runter nach Savogin wird sich noch lange in die Länge ziehen und ist  auch nicht besonders reizvoll und interessant. Ich freute mich jedenfalls sehr, als ich die Turnhalle von Savogin erreichte. Diesmal bin ich auch nicht falsch gelaufen im Dorf, wie die letzten beiden male.
Maloja - Savognin 10:57.01   Zwischenrang M+F155 / M 45
 

Savognin – Lantsch
Jetzt kommt aus Erfahrung her das langweiligste Stück bis nach Lenzerheide. Zuerst geht’s runter zum tiefsten Punkt des Laufes nach Tiefencastel  (863 m.ü.M). Doch mit der Streckenänderung über Lantsch ist diese Etappe doch wieder um einiges interessanter geworden. Ich kämpfe nun mehrmals mit der Müdigkeit und bin froh, als ich Lantsch erreicht habe. Erstaunlicherweise ist Toni nicht hier. Also ich setzt mich kurz hin, trinke etwas, zwinge mir etwas zu Essen runter und mache mich dann gleich wieder auf den Weg. Man sieht jetzt jeweils immer die gleichen Leute an den Checkpoints und jedes mal werden es ein paar weniger. Erfreulicherweise sind kurz vor Savognin auch die T120 Läufer auf unsere Strecke gekommen. Dadurch sind wir T201 nicht ganz vereinsamt auf dem weiten Weg.
Savognin - Lantsch 3:56.15   Zwischenrang M+F 51 / M 41
 
Lantsch Arosa
Und siehe da, da taucht auch schon Toni wieder auf. Er war sichtlich erstaunt, dass ich schon wieder auf dem weiter Weg war. Ende des Dorfausgangs unterhalte ich mich noch mit zwei Jungen Leuten. Sie können es überhaupt nicht fassen was wir hier machen. Schon gar nicht als ich ihnen erzähle wie lang die Strecke ist. Da wird mir einmal mehr klar was für eine unglaubliche Leistung wir hier vollbringen. Es sind ja nicht nur 200 km Laufen, es sind auch noch weit über 13`000 Höhen Meter die zu bewältigen sind. Dazu kommt der Schlafmangel, die Kälte, sowie alle anderen Widrigkeiten.
Wieder muss ich kurz vor dem Aufstieg zur Rothornzwischenstation einen Powernap einlegen. Ich schwanke richtig hin und her vor Müdigkeit. Von der Zwischenstation Scharmoin (1910 m.ü.M.) zieht es sich dann nochmals steil hoch via Urdenfürggli (2546 m.ü.M)  zur Station Hörnli 2511 m.ü.M). Hier machen wir eine kurze Aufwärm- und Verpflegungspause. Seit etwa Lenzerheide laufe ich nun zusammen mit einem Läufer aus Winterthur. Wir ergänzen uns ganz gut und motivieren uns auch immer wieder. Jetzt folgt der letzte ganz grosse Aufstieg aufs Weisshorn (2653 m.ü.M), diesmal für mich in der Nacht. Es ist mega kalt und ich bin froh um die langen Regenhosen und zwei Schichten Kleider. Dafür werden wir hier um ca. 05.30 Uhr mit einem herrlichen Morgenrot empfangen. Die ganzen Berggipfel glühen rund um uns herum wie im Feuer. Wir machen ein paar Fotos und dann geht’s weiter der Kälte entfliehend runter Richtung Arosa. Ich freue mich mega als ich da in der bekannten Zivilschutzanlage ankomme. Toni ist da und kann mich wieder gut motivieren und verpflegen. Allen Helfern muss an dieser Stelle mal ein riesen Kompliment gemacht werden. Was sie leisten ist auch unglaublich. Aufgestellt, freundlich und so hilfsbereit und das über Stunden hinweg. Vielen Dank, das macht ihr ausgezeichnet und jeder Läufer der das Ziel erreicht, kann sich auch bei euch für die grandiose Unterstützung bedanken.
Ich frage den Läufer aus Winterthur ob er mit mir zusammen nach Davos Laufen will. Gerne aber er könne nicht mehr gross rennen. Ich sag ihm, dass wir zusammen bis zum Scalettapass laufen und ich mich dann verabschieden, falls ich noch runterrennen kann.

Lantsch – Arosa  9:43.34 Zwischenrang 49 / M 40
 
Geht doch, macht auch mehr Spass bei Sonnenschein
Arosa – Davos
So, nun steht das letzte Teilstück an. Nicht besonders schwierig aber mit einem letzten harten Aufstieg hoch zum Strelapass auf 2347 m.ü.M. Als wir da oben angekommen sind wusste ich, jetzt schaffst Du es zum dritten mal. Stolz, müde aber überglücklich treffe ich auf dem letzten Stück runter nach Davos noch Kari. Wie schon im letzten Jahr ist er mir entgegengelaufen. Auf der Schatzalp wartet auch noch Patricia. Sie hat gestern den 42 km Lauf bestritten, ihren ersten Marathon. Super Gratulation und bestes Training für ihr bevorstehendes Trekking in Nepal.
Die letzten Meter runter läuft`s dann wieder wie geschmiert. Die schmerzenden Beine spürt man nicht mehr. Man hat nur noch das Ziel vor Augen. Und endlich nach über 57 Stunden hört man den Speaker und läuft überglücklich ins Ziel. Alle warten und begrüssen einem. Toni, Kari, Thomas, John die Tuffli`s und viele mehr. Ich bin happy, dass ich es noch einmal geschafft habe. Bereits im Vorfeld aber auch jetzt im Ziel ist für mich klar, dass es das letzte mal war. (Wahrscheinlich...)
Man soll aufhören wenn es am schönsten ist, sogar meine Zeiten der beiden Vorjahre habe ich um gut 2 Std. 20 Min. nochmals verbessert.
Allen die mir dabei geholfen haben möchte ich herzlich danken. Ohne eure Hilfe wäre es noch um einiges schwieriger geworden. Thanks.
Arosa - Davos 5:11.24 Zwischenrang M+F 48 / M 39
 
Einmal mehr geschafft!

 

 
 
 
 

 




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