Dienstag, 25. April 2017

The Munga


«The Munga Trail - the toughest race on earth»
Südafrika 19. - 24.4.2017

  


The Munga Trail Race 2017

«Munga» was heisst denn das überhaupt? Jedenfalls bis jetzt konnte mir niemand, auch die Renndirektoren Eric und Alex sagen für was dieser Name  steht. Unter ihrer Vermarktungsfirma veranstalten die beiden seit Jahren in Südafrika spezielle Lang Ultra Trail Mountainbike Rennen. Das längste ist an die 1000 km lang und findet schon seit ein paar Jahren statt und zwar auf der Strecke von Bloemfontein bis Deimersfontein Wellington (Nähe Cape Town). In der Biker Szene anscheinend ein beliebter Event. Nun hatten sie eine weitere Idee, welche die beiden In Angriff nahmen. 1000 km Biken bis auf die höchsten Höhen der Drakensberge (3000 m.ü.M.) warum dann eigentlich das Ganze nicht mal zu Fuss? Es dürfen, um das Ganze realistisch zu halten,  auch nicht ganz so viele Kilometer sein wie mit zwei Rädern,  sondern es reichen 400 km mit den eigenen Füssen hinter sich zu bringen. Und so muss diese Geschichte ihren Anfang genommen haben. Dazu noch der passende Name „The Munga – the toughest race on eart“. Ehrlich gesagt ich kann mir gut vorstellen, dass die beiden von vielen als Spinner abgestempelt wurden. Aber die Geschichte hat schon oft gezeigt, dass für Besonderes auch Besondere Ideen nötig und erwünscht sind.
Ich jedenfalls bin per Zufall auf dieses besondere Rennen gestossen – und ehrlich gesagt, heute bin ich trotz allem was noch folgen wird in diesem Bericht, stolz dass ich den Mut hatte etwas besonderes, ja etwas für den Augenblick einmaliges in Angriff genommen zu haben. Ende Jahr 2016 habe ich mit meinen KAEM (Kalahari Augrabies Extreme Marathon) Freunden ein bisschen auf Facebook gechattet. Dabei ist mir Altie Clarks spontane Anmeldung für diesen Event aufgefallen. Sie schwärmte in den höchsten Tönen von diesem Event. Als ich dann von ihr näheres Erfuhr und das es sich um ein Nonstop Rennen von 400 km mit einem Zeitlimit von 120 Stunden handeln würde, war ich zwar sofort angetan davon aber im selben Moment hab ich die Idee auch gleich wieder in den hinteren Bereich meines Kleinhirnes verschoben. Nun, so hört es ja in der Regel nicht auf. Nach Altie meldete sich Richard aus Zambia, Carsten aus Dänemark, René und Laura aus Südafrika ebenfalls zu Wort und schwärmten was das Zeug hergab. Übrigens alles Läufer die wie ich 2015 und 2016 am 5 Tage Rennen KAEM über 250 km durch die Kalahari teilgenommen hatten. Also eigentlich keine Grünschnäbel. Mein Kleinhirn wurde wieder aktiv! The toughest race on earth – am ehesten noch verstand ich, dass sich Carsten bereits angemeldet hatte. Ihm traute ich das ganze eigentlich noch am ehesten von uns allen zu. Obwohl, 400 km in 120 Stunden. Ich begann zu rechnen. 400 geteilt in 120 Std. = 18 Min pro km. Darin sind aber auch noch rund 14`000 Höhen enthalten. Geschweige denn, dass noch keine einzige Pause und von Schlaf noch gar nicht zu reden, eingerechnet waren. Jetzt tönen 18 Min/km ja noch ganz passabel. Was laufe ich sonst bei einem Marathon, 4.30 / 4.45 pro km. Da sind ja 18 Min. eine Ewigkeit. Im Training können es auch 5.30 bis 6.30 pro km sein, da sollte ja noch genügend Reserve drin liegen. Vielleicht war diese Rechnung auch mein erster Denkfehler. Vielleicht bin ich noch nicht genügend erfahren um solche Distanzen einfach auch nur berechnen zu können und dabei alle möglichen erdenklichen Faktoren einzuplanen. Die positiven wie auch die negativen. Shit, die Idee liess mich nicht mehr los. Tagelang versuchte ich sie loszuwerden. Das ist natürlich schwierig, wenn man gleichzeitig auf die Homepage geht und die wenigen Infos dazu in sich aufsaugt. Auch die Kollegen die bereits angemeldet waren drängten und sogar der Renndirektor bei dem ich mich flüchtig erkundet hatte schrieb ein zweites Mail. Meine Anfrage ging in der Hoffnung dahin, dass wenn ich mich nach dem Alter erkunde und ich dabei meine 58 Jahre nenne, er sofort sagt, damit  sei ich mit Respekt aber doch ein etwas zu altes Semester für dieses Rennen. So wäre ich sauber draussen gewesen. Aber was passierte, er meinte, dass letztes Jahr beim 1000 km Bike der Sieger etwa meinen Jahrgang gehabt hätte.
 

Winner award

                   
Nein! Irgendwann, begann ich dann mein näheres Umfeld, das heisst meine Partnerin darauf anzusprechen. Auch hier in der Hoffnung ein schnelles und klares Statement wie etwa „wie alt bist du eigentlich“ oder ähnliches zu erhalten. Pech gehabt, ein paar Fragen dazu das war alles.
Ich merkte von aussen konnte ich keine Entscheidungshilfe erwarten. Ich musste also nochmals alle Fakten abwägen und dann schlussendlich für mich eine klare Entscheidung treffen hinter der ich bis zum Schluss auch stehen konnte. Je länger ich darüber nachdachte und mir verschiedene Szenerien ausrechnete ich kam jedes mal zu praktisch dem gleichen Ergebnis. 400 km können möglich sein, wenn die Grundkondition stimmt, der Kopf bei der Sache und mental darauf vorbereitet ist (für mich der wichtigste Faktor), die Gesundheit, wie Beine, Sehnen Muskeln etc. mitmachen. Die Ernährung gut geplant werden kann aber auch das Schlafmanagement funktioniert. Ja, dann könnte es gehen und dann würden die Chancen für mich etwa bei 50:50 stehen das Rennen zu bestehen. So entschied ich mich Anfangs Januar definitive für ein Teilnahme. Ich weiss nicht, ob das Anmeldeprozedere schon ein erstes Vorzeichen für die kommende Herausforderung werden sollte. Bei mir ging es jedenfalls total schief und am Schluss hatte der Veranstalter dreimal meinen Rennbetrag auf sein Konto erhalten. Aber das sind ja nur Kleinigkeiten wenn man bedenkt was das Rennen noch bringen sollte.
Einerseits war ich natürlich erleichtert nach diesem Entscheid, andererseits werden die folgenden drei Monate ein dauerndes auf und ab der Gefühle werden bis zum Start am 19. April.

Folgende Spezifikationen gibt es zum Rennen:

- Nonstop ca. 400 km /Selbstorganisation, keine Hilfe von aussen
- Zeitbedarf max. 120 Stunden
- Keine Markierungen auf der Strecke nur mit GPS Tracks zu Laufen
- 5 offizielle Checkpoints mit der Möglichkeit zum Schlafen und Duschen.
  Warm und kalte Verpflegung werden gestellt.
- Waterpoints alle 25-35 km eine Wasserstation
- Medizinische Betreuung durch Ärzte ist gesichert
- Pflichtausrüstung gem. Angaben des Veranstalters
- Wetter / Temperaturen. Herbstlich, tagsüber 20-25 Grad, nachts frisch bis kalt 5-10 Grad, Nebel und einzelne Gewitter jederzeit möglich

Das tönt ja alles noch machbar  aber zu bedenken ist, dass es kein 5 Tages Etappen Rennen ist, sondern ein Rennen bei dem die ganze Strecke innerhalb 5 Tagen absolviert werden muss. Es gibt keine Garantie am Abend irgendwo in einem Camp friedlich zu übernachten und anderntags einigermassen erholt wieder loszulaufen. Aber dazu mehr unter Start zum «Toughest race on earth».
 



Die Vorbereitung

Nachdem ich mich nun endlich entschieden habe konnte es eigentlich losgehen. Ich weiss nicht wie oft ich von Freunden, Verwandten oder Bekannten darauf angesprochen wurde, wie man sich den auf so ein Rennen vorbereitet. Das sei ja nicht einfach ein Marathon bei dem man spätestens nach 5 Stunden schlussendlich irgendwo im Ziel steht und sich auf die Erholung mit allem drum  und dran freuen kann. Ja klar, das war natürlich auch meine Frage. Wie gehe ich das ganze denn nun an. Ich hab mich bei Spitzenläufern erkundet, aus Büchern und aus allen erdenklichen Quellen versucht mir ein Bild dazu zu machen. Das Ergebnis dazu ist dürftig. Marathon, Triathlon, ja Läufe wie der Bieler (100 km) oder ähnliche geben einiges an Infos her. Diese Kenntnisse hatte ich bereits. Aber Läufe über 400 oder mehr Kilometer, dazu findet man praktisch nichts.
Also habe ich mich auf den Standpunkt gesetzt, Du läufst seit Jahren. Nicht nur schnelle Marathons sondern noch mehr Ultras, Mehrtagesrennen oder Eintagesbergläufe. Die könntest du nicht bestehen ohne eine optimale Grundkondition, ohne kräftige Rumpfmuskulatur, ohne Jahrelanges Training deiner Muskulatur, ohne Ernährungskenntnisse und vor allem nicht ohne einen steinharten sturen Kopf. Vor allem das Mentale schien mir das Entscheidende zu sein.
Der Kopf macht meiner Meinung bei solch einem Event über 80% aus und kann entscheidend sein ob es zum Erfolg führt oder ev. nur zu einem Teilerfolg oder gar Misserfolg.
Ich hielt mich also weiter an meinen Trainingsplan den ich mir nach dem KAEM vom November erstellt hatte. Über die Weihnachtstage gab es keine grossen Pausen und da die Wetterbedingungen im Dezember optimal waren, kamen so schon einige Kilometer  zusammen. Ab Januar ging es dann ins Grobe. Mind. 1-2-mal pro Woche bin ich vom Geschäft aus nach Hause gelaufen. Strecken zwischen 18 – 43 km je Etappe. Monatlich mindestens 300 Laufkilometer, egal wie das Wetter war. Schnee, Regen Hagel, Kälte konnte mir nichts anhaben. Ich hatte ein klares Ziel. „The toughest race on eart“. Nebenbei waren Kraftübungen im Fitnesscenter  angesagt und die letzten zwei Monate ebenfalls Massageeinheiten. Die Gefahr bestand aber schon, dass ich mich neben meinen beruflichen Aufgaben und der Partnerschaft dann irgendwann überfordern würde. Dazu kann ich sagen, dass die beruflichen Aufgaben  natürlich Vorrang haben mussten.  Dank  klarer Planung und guten Mitarbeitenden hatte ich dies aber jederzeit im Griff. Die privaten waren und das muss ich im Nachhinein zugeben vor allem für Monica sicher nicht immer einfach. Was machen wir heute Abend war morgens um 5.30 die meistgestellte Frage. Ich renne nach Hause, oder ich muss ins Fitness oder zur Massage. Oft war ich auch einfach fix und foxi um noch Pläne zu schmieden und diese dann auch anzugehen. Schon hier möchte ich meiner Partnerin von Herzen Danke sagen, dass sie mir diesen Freiraum gegeben hat. Selbstverständlich ist das auf keinen Fall und ich weiss das enorm zu schätzen.
Vom 1. Januar bis zum 15. April kamen so total über 1000 Trainingskilometer zusammen. Manchmal mit Kollegen wie mit Stefan Häbler der einige Male mit mir lange Strecken nach Hause gelaufen ist. Auch Roland Cavelti war das eine oder andere Mal mit mir auf dem Weg von Zürich nach Uster unterwegs. Die Samstagstrainingstruppe war eine super Abwechslung für den  Alltag und jeden Mittwoch durfte ich mit meinen Freunden vom Bachtelteam eine kleine Bergrunde drehen. Alle diese Menschen haben mir sehr geholfen auf meinem Weg zum „Toughest race on earht“. Nur leider mit meinem besten Freund Karl Alpiger konnte ich nur wenige Trainings absolvieren. Seit Jahren laufen wir  jährlich über 2500 km zusammen, wir kennen einander wie man so schön sagt auf Schritt und Tritt. Er ist mein Motivator aber auch meine Herausforderung. Leider musste er über mehrere Monate wegen einer Meniskusoperation aussetzen und wir konnten nur wenige Trainings miteinander absolvieren. Ich bin sicher, das wird sich wieder ändern und wir werden noch viele gemeinsame Trails miteinander absolvieren. Zur Vorbereitung gehörte aber auch mal zu entspannen, abzuschalten und nicht ans Laufen zu denken. Das hingegen ist bei mir eher eine schwierigere Sache. Im Nachhinein frage ich mich ob es sinnvoll war, 10 Tage vor dem Munga noch den Zürich Marathon  zu laufen und das in einer doch nicht schlechten Zeit von 3.23 Uhr. Da kommt aber halt auch wieder mein sturer Kopf durch, den 15. Läuft man einfach. Vor allem wenn man wie ich seit dem ersten dabei ist. In dieser Beziehung habe ich sicher noch Verbesserungspotential für die Zukunft.

 
Teilnehmer

Mein erster Eindruck sagte mir, da kommen nicht sehr viel zu dieser Challange. Ein paar Spitzenläufer, den das Preisgeld für den Sieger bei den Damen und bei den Herren ist mit 40`000 Rand sehr hoch. Was in etwa einem Betrag von CHF 2800 – CHF 2900 entspricht je nach Wechselkurs und Kraft des Randes. In Afrika ist das schon ein ganz gewaltiger Betrag den es da zu verdienen gibt.
Neben den von mir zu erwarteten Spitzenläufern schätzte ich, dass noch einige Ausgeflippte Laufsportfreaks vor allem aus dem Ausland den Weg nach Süd Afrika finden würden.
Jedenfalls wurde vom Organisator ein Limit von 100 Teilnehmern gesetzt. Ein Zahl die mir für die erste Ausführung recht realistisch vorkam. Es macht ja auch keinen Sinn das Teilnehmerfeld so aufzublasen, dass im Nachhinein die Organisation des Laufes in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Das wäre ein ganz schlechtes Zeichen für die Zukunft. Zum Zeitpunkt als ich mich angemeldet habe war die Rede von 56 Teilnehmern. In den letzten Tagen vor dem Start trudelten dann aber Infos ein in denen noch von 24, 25 Teilnehmern ausgegangen wurde. Anscheinend haben viele sich die Sache nochmals durch den Kopf gehen lassen und für sich die persönliche Sinnfrage gestellt.
Why? Ich kann’s nicht beantworten aber beim Racebriefing hat uns Eric dann die definitive Anzahl mit 23 Personen bestätigt. 23 Personen und so eine gewaltige Organisation, das ist wirklich bemerkenswert und ich glaube den beiden liegt wirklich viel daran das Rennen zu starten und mit den besten Möglichkeiten für alle Teilnehmer durchzuführen. Einige Namen von Teilnehmern habe ich schon kurz erwähnt. Hier noch mit ein paar Details ergänzt.

 
Richard Shannon, 58 Jahre alt, so wie ich. Er lebt in Zambia ist aber anscheinend aus Südafrika. Ich kenne ihn noch von den beiden Kalahari Läufen her. Ein ausgesprochen zäher Typ. Ausdauernd und sehr schnell. Hatte beide male keine Chance gegen ihn. Trainiert anscheinend sehr hart, mindestens gem. Facebook wo er sich oft mit seinen Trainingsdaten outet. Ich mag ihn sehr, er ist ein etwas eigenwilliger Typ aber sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Noch vor meinem Abflug nach Johannesburg haben wir uns auf einen Kaffee verabredet nach unserer Ankunft im Flughafen. Hat bestens geklappt.

 
René Vollgraff, 35 Jahre alt, aus der Region Johannesburg. Auch mit ihr war ich bereits zweimal am KAEM. Extrem stark und ausdauernd. Manchmal hab ich bei einzelnen Etappen ihr etwas folgen können aber am Schluss war sie immer knapp vor mir in der Gesamtwertung klassiert. Im November oder Dezember hatte sie einen bösen Reitunfall bei der sie sich schwere Kopfverletzungen zugezogen hat. Jedenfalls ist sie wieder on tour und fit.






Laura Bannatyne, sie und ihr Mann sind auch KAEM Runner`s.  Brian wird nicht starten und sie aber dafür Supporten. Kann mir ehrlich nicht ganz vorstellen dass sie es schaffen wird, würde jetzt eher auf nein tippen. Aber man kann sich auch täuschen, lassen wir uns überraschen.




Carsten Nohr Nielsen, der zweite Ausländer aus Dänemark. Ihn kenne ich seit dem ersten KAEM. 53 Jahre, erfahrener Ultra und Mehrtagesläufer. War auch schon bei Global Limits in Sri Lanka am Start. Seine Frau Louise ist als Helferin dabei. Eine ganz nette zackige Person. Carsten ist für mich aus der Gruppe ganz klar der Stärkste. Da hat kein anderer eine Chance. Würde mich zudem nicht wundern wenn er sogar ganz vorne mit den Südafrikanern mithalten könnte. Wäre für mich absolut keine Überraschung. Für mich ein Mitfavorit.


Altie Clark aus Pretoria, wegen ihr bin ich auf diesen Lauf gekommen. Leider musste sie ein paar Tage vor dem Start absagen. Wäre toll gewesen mit ihr neben dem KAEM noch einen weiteren Event zu bestreiten. Sie ist in etwa in meiner Kategorie einzustufen. Ist jedenfalls extrem zäh und kann sich durchbeissen. 


Stefan Müller, ein ehemaliger Deutscher, der vor Jahrzehnten eingewandert ist und wie ich nicht mehr der jüngste im Felde ist. Er und sein Bruder Rolf Müller sind tolle Typen und gehen hoch motiviert dieses Abenteuer an. Am letzten Abend haben sie mich noch zum Braai (Grillplausch) eingeladen. Da habe ich die beste «Buurebratwurst» meines Lebens gegessen.

Bennie Roux, das ist der bekannteste Teilnehmer und eine Grösse in Südafrikas Trail Szene. Er hat bereits einige bedeutende Rennen gewonnen.
Alle tippen auf ihn.  Schätze ihn so auf 35-40 Jahre.
Wird schlussendlich als grosser Sieger gefeiert werden.






Nicky Booyens, sie ist das Pendant zu Bennie. Sehr sympathisch.
Sie wird als 1. Frau gleichzeitig auch 2. Im Gesamtklassement werden.
Super. Auch das 1000 km Mountain Bike Rennen in Südafrika hat sie schon gewonnen.




Neben den vorgängig genannten hat es natürlich noch andere Läufer und auch Läuferinnen. Alle kommen aus Südafrika. Bereits am ersten Abend lernt man einander etwas besser kennen und man kommt schnell miteinander ins Gespräch. Natürlich mit dem über allem stehenden Hauptthema «Trailrunning».
Es ist schon ein ganz spezieller Haufen diese 23 Personen die sich am 19.4.2017 auf den grossen Weg machen zum „the toughest race on earth“.
Es ist aber auch das schöne an unserem Sport, dass man viele Menschen kennenlernt die einem sonst nicht begegnet wären. Mit den einen gibt es ein paar Worte auf der Strecke als Aufmunterung und Austausch. Mit anderen gibt es engere Kontakte die sich intensivieren wenn man sich ein zweites oder drittes Mal wieder trifft.

Erik Vermeulen und Alex Harris ihnen beiden verdanken wir dieses einmalige Rennen. Die beiden Renndirektoren haben mit dem Munga Trail grossartiges auf die Beine gestellt. Bitte macht weiter so.
Eric and Alex with Nicky

 
Ausrüstung und Reglement

Checkpoint
The Munga wird als Einzelrennen mit Start und Zieleinlauf mit total 400 km und ca. 12`000 Höhenmetern, vermarktet. Das heisst dass jeder Läufer und jede Läuferin mit dem Startschuss vom Mittwoch, 19. April um 12 Uhr selbständig und eigenverantwortlich das Ziel bis am Montag 24. April um 12 Uhr erreichen muss. Es ist keine Hilfe von aussen erlaubt. Die Regeln besagen klar, dass bei Nichteinhaltung und oder Unterstützung von dritten die Disqualifikation erfolgt. Da es aber unmöglich ist während 120 Stunden durchzulaufen ohne Schlaf und Essmöglichkeit wurden fünf Hauptcheckpoints definiert.
Diese in einem Abstand von ca. 80 km. Jede dieser Anlaufstellen wurde mit zwei grossen Munga Flaggen markiert und es war eine Freude wenn man endlich wieder einen passieren konnte.



In and out
An diesen RV`s  (Race Villages) die entweder eine Lodge oder ein kleineres Hotel waren und einmal sogar eine Kirche, wurden die Runners vom Ok Team betreut. Es gab jeweils die Möglichkeit sich für ein paar Stunden hinzulegen, zu Duschen und vor allem sehr wichtig sich warm zu verpflegen. Der Staff mit den dazugehörenden Mitarbeitenden der Unterkünfte, hat hier grossartiges geleistet. Jeder wurde individuell betreut, medizinisch versorgt (Blasen, Wunden, etc.) und mit grossartigem Food und Getränkeangebot verwöhnt. Bis auf ein einziges Mal, stand für mich als einer der hinteren im Feld, immer warmes Essen bereit. Bei jedem dieser fünf RV`s bestand die Pflicht beim Eintreffen sich Einzuschreiben und beim Verlassen wieder  Auszuschreiben. Dies war absolut zwingend und sollte für mich noch ein ganz spezielles Thema werden – später mehr. Da alle diese Anlaufpunkte auch öffentlich Orte waren, wurden wir oft beklatscht und vor allem ungläubig aber mit grossem Respekt aller begrüsst und wieder auf die Strecke geschickt. 
Neben den fünf offiziellen RV`s kamen weitere sogenannte Waterpoints dazu. Diese jeweils in einem Abstand von 25 – 38 km, also mind. zwei je Etappe.  Auch hier wurde uns grosser Support geboten. Neben Getränken, Früchten, Riegel und Gels gab es auch immer wieder ein persönliches Gespräch und viele aufmunternde Worte. Es wurde einem wirklich jede erdenkliche mögliche Hilfe angeboten.
Afrika ist ein grosses unendlich weites Land und wenn man sich auf der Karte jeweils die Gegenden anschaut, könnte man meinen, dass das ja immer nur ein bisschen Rennen um die Ecken ist. Dem ist aber auf keinen Fall so. Die 400 km waren ein stetiges up and down. Der tiefste Punkt befand sich auf ca. 1000 Meter der höchste lag bei ca. 2200 Meter über Meer. Es gab neben Auf- und Abstiegen aber auch eher flache lange Teilstücke  zu laufen. Man kann das Gebiet hier in etwa mit dem Mittelgebirge bei uns in der Schweiz vergleichen. Tösstal, Oberer Zürich- und Walensee oder Flumserberge und Tektona Arena bei Mels Sargans. Also nicht absolutes Hochgebirge sondern etwas tiefer gelegen.
Die Strecke führte uns auch durch ganz unterschiedliches Gelände. Neben unendlich weitem Farmland war man plötzlich im tiefsten Wald. Ein Wald der eher einem tropischen Dschungel ähnelte als einem sauber aufgeräumten Schweizer Wald. Teilweise musste man sich durch das Dichticht des Natural Wood richtig durchzwängen. Von Weg oder Pfad war keine Rede mehr. Dann folgten Abschnitte an Fluss und Bachläufen entlang und durch Moorgebiete. Natürlich ohne Brücken. Von Stein zu Stein und sogar die Schuhe musste man ausziehen um einigermassen trocken auf die andere Seite rüber zu kommen. Mindestens bei den ersten Übergängen.
Teilweise ging es auch einer alten stillgelegten Eisenbahnlinie entlang die sich zwischen Schluchten und Täler hindurchschlängelte.
Und wie orientiert man sich in dieser Gegend  und auf der ganzen Strecke. Bei uns üblich wird die Strecke markiert und alle paar Meter steht eine Markierungstafel oder ein Wegweiser der einem die Richtung anzeigt. Ja, das wäre toll gewesen, war aber leider nicht so. Einige Tage vor dem Event wurden uns diverse GPS Daten übermittelt.
Das war also nun die Streckenmarkierung. Und jetzt?
Nach sehr genauen Infos im Netz hat mir ein Freak folgendes Gerät von Garmin empfohlen. eTrex Touch 35.  Also hab ich mir das Ding besorgt und vorsichtshalber schon mal ein paar Läufe damit absolviert. Aber in bekanntem Gelände ist das etwas anderes als wenn Du alleine und in stockdunkler Nacht in dein Gerät rein starrst und die Strecke suchst. Geht es jetzt links oder rechts oder doch besser nochmals ein Stück zurück?
Als Gratistipp für einen nächsten Lauf: Vorher alle möglichen Situationen üben, tagsüber, nachts, bei Regen und Wind und auch bei Kälte. Die genauen Kenntnisse können entscheidend sein für den Rennverlauf. Ich darf aber auch sagen, so schlecht hatte ich das Ding nicht im Griff. Es ging von Stunde zu Stunde besser und gegen Ende des Laufes kennt man alle Tricks und Möglichkeiten um sich bestens zu orientieren.
Neben dem persönlichen GPS Gerät hat noch jeder Läufer einen speziellen Marker bekommen. Mit diesem war man mit der Zentrale verbunden und die konnten dann schauen ob alle Schäfchen noch auf der Piste sind. Natürlich auch ob keiner schummelt das wäre dann sofort aufgefallen und hätte zur Disqualifikation geführt. Sämtliche Daten wurden somit über jeden Teilnehmer auf der Strecke gespeichert. Auf die genaue Auswertung bin ich dann noch gespannt. Wie viele km, wie viele Stunden Pause, wie viele Höhenmeter, etc.
Jetzt ist es natürlich nicht einfach so, dass man dann mal losläuft und schaut wie es einem geht. Der Veranstalter gibt zur Sicherheit den Teilnehmern eine klare Gepäckliste vor die jederzeit auf Mann/Frau getragen werden muss und auch jederzeit kontrolliert werden kann. Diese beinhaltet folgendes Pflichtsortiment:
 
Rucksack mit mind. Platz für 3 lt. Wasser / Notfalldecke / GPS Navigationsgerät / Pfeife / Lampe mit Ersatzbatterien / Trail Schuhe Mütze oder Buff / Handy mit Ladegerät / 1000 Kalorien Notverpflegung um zwischen den Wasserpoints sich im Notfall verpflegen zu können / wasserdichte Jacke / warmes Oberteil / lange Leggins / Ersatzsocken / Fusspflegemittel (Salben, Pflaster etc.)  sowie eine Startnummer und eine Trackingeinheit

Identification and baggage
Weitere empfohlene Gegenstände sind jedem selber überlassen. Aus meiner Sicht war die Pflichtausrüstung sehr nützlich und notwendig. Empfehlen würde ich zwingend eine zusätzliche Stirnlampe mitzunehmen. Ich kann dazu Geschichten erzählen….
Auch Stöcke könnten nützlich sein, ist aber individuell zu entscheiden. Für diesen Trail war ich nicht darauf angewiesen. Auch noch zu beachten ist, dass der Rucksack nach Möglichkeit wasserdicht ist oder zumindest der Inhalt entsprechend verpackt. Meiner war übers ganze gesehen gut, zwei, drei Liter Fassungsvermögen wären noch besser gewesen. (Typ Salomon 15 lt.). Auch 2 Paar Socken mehr wären optimaler gewesen. Meine 4 Paar waren eher zu wenig.
Schuhwerk, das ist eine andere Geschichte über die man Stunden lang diskutieren könnte. Hab mich für ein Paar HOKA entschieden. Ich muss sagen die Schuhe waren super bis auf die Untersohle am rechten Schuh welche sich nach 100 km gelöst hat. Das werde ich aber mit dem lieben HOKA Verkäufer bei nächster Gelegenheit noch diskutieren. Dass ich dadurch aber entscheidend Benachteiligt war kann ich wirklich nicht behaupten. Ev. noch eine halbe Schuhnummer grösser. Vor allem wenn man, was unausweichlich ist mit nassen Füssen rechnen muss.
Grundsätzlich kann man aber davon ausgehen, dass die übliche Trail Packung wie sie auch an anderen grossen Läufen wie dem UTMB, dem Irontrail, Swissalpine oder Eiger Ultra Trail vorgeschrieben wird, ausreichend und genügend ist.




 
Start zum «Toughest race on earth»
Lankenvlei to Elandskloof Trout Farm 78 km
WP1 km 27 + WP2 km 55
«Kalaharie Augrabies extrem Marathon» friends
 
Jetzt war es also soweit, wochenlang gar monatelag habe ich auf diesen Moment gewartet. Oft gehofft, tausendmal gebangt. Ein Hoch  löste das nächste Tief ab. Schaffst Du das? Ja, ich schaff das....
Es ist wenige Minuten vor 12 Uhr mittags. Alle stehen bereit. Die letzten Fotos, Handshakes Umarmungen. Eine letzte Ansprache von Eric. Ein kurzes Gebet mit der Bitte, dass alle gesund und wohl im Ziel ankommen und dann.
Go, go, go.
The Munga – the toughest race on earth ist gestartet.
Ich fühle mich irgendwie frei, irgendwie auch ruhig. Alles ist hinter mir. Mein Fokus in den nächsten Tagen wir nur noch dem einen Ziel untergeordnet sein. Wir alle wissen über 400 km kann enorm viel passieren und mit einem Augenblick kann alles anders sein. Es freut mich sehr, dass Carsten sich neben mich stellt und so laufen wir die ersten ca. 27 km zusammen. Er hat einen guten Rhythmus und meint zu mir dass wir so weiter machen können. Ich weiss aber genau, dass das nicht mehr lange geht und ich etwas zurückschrauben muss. Ihm zu folgen wäre mein frühes Ende gewesen. Ich versuche die wunderbare Landschaft in mir aufzunehmen und so langsam gewöhne ich mich an den Takt und das alleine sein.Und so komme ich dann zum ersten Waterpoint kurz nach Carsten, wo ich mich kurz mit Flüssigkeit und wenig Food aufrüsten kann. Weiter, nicht zu lange sitzenbleiben. Ich kann nun den folgenden Rennbericht nicht mehr in allen Einzelheiten erzählen. Zu viele Eindrücke kamen auf mich zu  und mein Hirn oder besser gesagt mein Geist versucht sich so entspannt aber auch so konzentriert als möglich zu geben.
René und Richard sind etwa gleich schnell wie ich unterwegs  und wir wechseln uns oft ab, laufen zusammen und trennen uns wieder. Noch sind wir alle fit und können auch mal ein Spielchen machen. Schaut, ich hab noch genügend Kraft, kann auch alleine Laufen! Plötzlich stehe ich vor dem ersten Wasserhindernis. Ein kleiner Fluss, ca. 10 Meter breit und 20-30 cm tief. Trocken rüber zu kommen mit den Schuhen, keine Chance. Auf der andren Seite Richard und René. Es bleibt mir nichts anderes übrig als auch die Schuhe und Socken auszuziehen um trockenen Fusses das andere Ufer zu erreichen. Lieber noch keine nassen Schuhe und Füsse. Das wird ja dann sicher noch kommen.
Hier in Südafrika geht der Wechsel zwischen Tag und Nacht enorm schnell. 17 Uhr und es wird dämmrig. Ich richte mich ein und hole meine neue Stirnlampe hervor und um 18.15 Uhr bin ich im stockdunkeln auf der Piste. Es ist schon ein anderes Gefühl so nachts alleine durch die Gegend zu Laufen. Carsten hat ja noch beim letzten Briefing gefragt, wie es denn sei mit wilden Tieren! Du hörst plötzlich  die verschiedensten Geräusche, was war das? Wer ist hinter mir.  Aber ja, das einzige wovor man wirklich keine Angst zu haben braucht ist, dass man von Tieren verfolgt wird. Es ist wie bei uns in den Bergen. Mal eine Antilope (gibt’s bei uns natürlich nicht), Kühe, Schafe, etc. Aber die haben  etwa gleich viel Angst und Respekt vor uns wie auch wir von ihnen. Schlangen, ja das soll es auch geben hier aber die bewegen sich in der Regel bei den geringsten Erschütterungen weg vom Ort des Geschehens.Langsam geht es bei mir auch nicht mehr so schnell, die Schritte werden schwerer und die Gehpassagen werden länger. Aber trotzdem fühle ich mich noch ganz wohl. D.h. bis auf ein Ziehen in der rechten Wade. Mal abwarten was das noch bringt. Es ist jetzt natürlich auch viel schwieriger sich nach dem GPS zu orientieren. Die Dunkelheit macht das Navigieren nicht einfacher und so  kommt was kommen muss. Ich bin nicht mehr auf der Strecke. Wo hab ich den Abzweig verpasst? Auf dem Navie sieht es ja nicht so schlecht aus. Da vorne müsste ich wieder auf den Weg kommen und so mache ich natürlich gleich den nächsten Fehler. Bin jetzt in Steppen ähnlichem Gebiet und ein Weg ist nicht mehr erkennbar. Die Dunkelheit ist gewaltig und plötzlich, wutsch ziehe ich einen ersten Schuh voll Wasser raus.  Shit, hätte nicht sein müssen. Zuwenig aufgepasst. Jetzt hab ich die Orientierung total verloren und auf dem unwegsamen Gelände geht es nicht lange und ich falle flach hin  in ein Moor Beet. Nochmals Shit, total nass. Jetzt über einen Stacheldraht und ich reise mir das ganze Schienbein auf. Autsch, das schmerzt und gleich nochmals hingefallen. Plötzlich gewaltige Krämpfe in beiden Waden. Jetzt nicht die Nerven verlieren. Nach langen ca. 45 gefühlten Minuten bin ich dann wieder auf so etwas wie einem Trampelpfad. Weiter, der nächste WP kann nicht mehr weit sein. Schliesslich sehe ich in der Ferne ein Licht und ja es ist nach 55 km WP 2. Mit letzter Kraft schleppe ich mich dorthin  und werde mit grossem Applaus empfangen. Schön aber das  Rennen ist ja noch gar nicht fertig.
Ich setze mich auf einen Stuhl und dann passiert es. Ich habe Krämpfe in der rechten und gleich auch in der linken Wade, wie ich sie noch nie hatte. Sofort hilft mir ein Doc und zwei drei andere sind auch zur Hilfe bereit. Ich werde gefragt, ob ich genügend Salz und Powerriegel etc. zu mir genommen habe. Ehrlich mehr geht gar nicht aber ich stopfe mir gleich nochmals eine Ladung rein. Mit einem Spray können die Krämpfe gelöst werden aber so schaffe ich das nie bis ins Ziel. Das kann es doch nicht schon gewesen sein. Nein, reiss dich zusammen, so hörst Du sicher nicht auf.
Also mache ich mich dann nach knapp einer Stunde wieder auf die Route. Im Nachhinein kann ich sagen, es waren die einzigen und letzten Krämpfe die mich heimgesucht haben bei diesem Rennen. Gott sei Dank. Das wäre nicht gut gekommen.
Und so laufe ich weiter und gegen ca. 01.40 Uhr erreiche ich dann die erste Loge oder den ersten offiziellen Checkpoint. Elandskloof Trout Farm
Carsten macht sich bereits wieder auf zum Weiterlaufen. Auch er hat schon eingebundene Zehen. Seine Frau Louise hilft mir und bringt mir Essen und unterstützt mich wo es nur geht.
Hier gibt’s eine warme Dusche und viel guten Food. Ich entscheide mich für eine kurze Schlafpause und werde in ein Chalet geführt. Da liegt Richard bereits und als ich reinkomme begrüsst er mich kurz. Nach ca. 2 Stunden Schlaf wache ich auf und bereite mich aufs Weiterlaufen vor.

Elandskloof Trout Farm to Coromandel Estate 83 km
WP3 km 110 + WP4 km 133
Gestärkt vom Frühstück geht’s weiter. René,  Richard und Kerry hole ich nach ein paar Minuten ein und wir gehen dann die nächste Zeit zusammen. Wir laufen nun in den Tag hinein und es ist ein wunderbares Gefühl wieder so viel mitzubekommen. Ich war bereits sehr stolz als ich den Punkt erreichte wo meine Uhr 100 km anzeigte. Das ersten Viertel gelaufen zu sein war ein wunderbares Gefühl und ich habe diesen Moment symbolisch mit einem Foto festgehalten. Die ersten Blasen sind nun spürbar und die Füsse sind auch nicht mehr so geschmeidig wie auch schon. Aber mehr oder weniger noch alles ok. Ich komme zu Waterpoint 4 nach 133 km. Super Verpflegung. René, Richard und Kery sind bereits hier, laufen aber nach ein paar Minuten und einem Schwätzchen wieder los. Ich kann sagen bis jetzt ist alles ok oder besser gesagt fast alles. Ein Teil der inneren Untersohle von meinem neuen Hoka Schuh löst sich plötzlich und das ist mehr als ärgerlich. Dieser Schuh kostete gut CHF 200 und sollte eigentlich nicht schon nach etwa 200 Laufkilometer auseinander fallen. Ich schneide mir die Sohle zurecht und muss sagen, dass ich beim Weiterlaufen eigentlich nichts gemerkt habe vom fehlenden Stück. Zuhause werde ich mir den Vertreter aber mal vorknöpfen. Hab ihn schon an mehreren Messen getroffen und ihm auch schon Schuhe abgekauft. Dieses Paar soll er mir aber gefälligst ersetzten.
 
Up and down

Es folgt nun ein längeres Stück nur geradeaus und nach etwa 2 Stunden geht es dann stark  bergauf. Schon ist es auch wieder soweit, dass die zweite Nacht im Anzug ist und diese werde ich bestimmt mein Leben lang nicht mehr vergessen. Ich bin jetzt alleine unterwegs und es ist wie immer innert wenigen Minuten dunkelste Nacht. Auf einer breiten  Strasse laufe ich zügig voran und fühle mich super. Plötzlich klingelt mein Hany. Es ist ja Pflicht dieses immer eingeschaltet und bereit zu haben. Komisch es zeigt meine Nummer an. (Umleitung Handynummer ins Ausland). Ich sage mir, da nehme ich jetzt nicht ab. Könnte ja jemand sein der nicht weiss, dass ich «on Tour» bin. Dann plötzlich ein SMS. Holger aus Deutschland informiert mich, dass ich vor etwa 3 km den Abzweig nach rechts verpasst hätte.  Und schon taucht auch ein Wagen auf, es ist ein Doktor und er ist sich auch nicht so sicher wo wir eigentlich sind. Dann meint aber auch er ich sei falsch, könne aber da weiter laufen und dann komme ich nach ca. 5 km  wieder auf die Strecke. Ok, mache ich wenn er  das sagt. Holger keine Panik, ich komm schon wieder auf den Weg. Ist aber sehr lieb und aufmerksam von Dir. Ich glaube Holger und auch Thomas Tanner waren ein Grossteil des ganzen Rennens immer online. Wenig später taucht ein Munga Fahrzeug auf. Es war Alex der Renndirektor. Hey Stephan you`r not right. Ich will mit ihm noch verhandeln da ich ja da vorne wieder auf die Strecke komme. Nichts da, das wäre eine Abkürzung und wenn ich diese nehme muss er mich aus dem Rennen nehmen. Was er könne und was erlaubt sei ist, dass er mich bis zum Abzweig wo ich falsch gelaufen bin mitnimmt. Ich lass mir das aber noch zwei, dreimal bestätigen, dass das auch so sei. Ok wenn das erlaubt ist nehme ich das Angebot natürlich gerne an. An besagter Stelle setzt er mich ab und ich nehme nun den Weg rechts hoch. Es geht verdammt steil hoch und ich muss mich mega konzentrieren um auf dem Track zu bleiben. Plötzlich steht ein  Rindvieh vor mir. Ich glaube wir sind beide im ersten Moment etwa gleich erschrocken.  Ich sage zu ihm: Wenn Du mir nichts machst dann mache ich dir auch nichts und leuchte es an. Es scheint einverstanden zu sein und will sich gerade abwenden, da macht meine Stirnlampe von einem Augenblick auf den andren schlapp. Ich höre noch wie das Tier einen Satz macht und sich dann aus dem Staub macht. Ich erschrecke mich dabei und falle noch über einen Fels und reisse mir das Knie auf. Das glaub ich jetzt aber nicht. Die Lampe macht keinen Wank, weder ein noch aus. Einfach nichts. Es ist verdammt dunkel und ich sehe kaum meine Hand vor meinem Gesicht. Was nun?
Die zweite Stirnlampe habe ich infolge Gewichtseinsprung beim letzten optimieren des Gepäcks aus dem Rucksack genommen. Ein Anfängerfehler sondergleichen für den ich mich selber Ohrfeigen könnte. Auch mit den Ersatzbatterien geht das Licht nicht an. Da kommt mir in den Sinn, dass ich noch den Power Bank dabei habe. Da hat es eine Minilampe dran. Ein kleiner Lichtstrahl zum Glück? Ja, in dieser Situation schon. Ich laufe oder besser gesagt ich taste mich also weiter, mindestens bin ich auf dem richtigen Weg.  Langsam muss ich mich an die neuen Verhältnisse gewöhnen und falle natürlich noch ein paar Mal hin. Beim letzten Sturz verliere ich dann die defekte Stirnlampe und somit wäre das Problem bezüglich Reklamation und Garantieansprüche auch aus der Welt geschaffen. Schöne Schei...., das könnte es ohne richtige Lampe nun bereits gewesen sein. Ich laufe dann ca. 3 km einer Eisenbahnlinie entlang. Das war sogar etwas «Entspannen» weil man da von einem Balken zum anderen einen guten Schritt hatte. Die Wunden der verschiedenen Stürze merkte ich nun schon aber es ist immer noch zum aushalten. Mehr gestresst hat mich in diesem Moment das alleine sein. Aber es muss weiter gehen und so laufe ich durch die ganze Nacht und endlich, endlich komme ich beim nächsten Race Village an. Km 161 Coromandel Estate.
Es ist knapp vor 5 Uhr in der früh und neben ein paar Leuten vom Staff und jemand der für das Essen zuständig ist sehe ich niemanden. Auch hier gönne ich mir eine warme Dusche und Verpflege mich. Von Moni bekomme ich noch eine Sprach Nachricht die mir jemand hinhält. Dies und die ausgezeichnete Betreuung sind weitere kleine Aufsteller die gerade im richtigen Moment kommen. Ich überlege noch kurz ob ich mich hinlegen soll, entscheide dann aber dass ich die zweite Nach ohne Schlaf abschliesse.
 
Coromandel Estate to Merry Pebbles 83 km
WP5 km 178 + WP6 km 208


Kim, Richard, Stephan after 200 km

Die dritte Etappe war eigentlich läuferisch gesehen die einfachste, mindestens nicht so anstrengend wie Etappe 2. Ich laufe alleine los und muss schon gleich einen Bogen machen bei einer Farm. Mehrere Hunde bellen wie wild. Auch wenn diese eingezäunt sind habe ich grossen Respekt vor ihnen. Irgendwann hole ich meine zwei Freunde dann wieder ein. Es war bis jetzt wirklich immer so dass wir uns nie sehr weit voneinander distanzieren konnten. Irgendwo trafen wir immer wieder aufeinander.
So laufen wir eigentlich den ganzen Tag zusammen und irgendwann laufen wir auf Kim und zwei andere Läufer auf. Ich bin froh, mit Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine unterwegs sein zu müssen. So habe ich mind. etwas Licht von meinen Kameraden. An Waterpoint 5 bei km 178 kann ich mich beim besten Willen nicht mehr zurückerinnern. Eigentlich hatte ich ja vor mir während des Laufes immer mind. an den Race Villages Notizen über den Lauf zu machen. Anfangs ging das noch aber schon nach einem viertel der Strecke war die Energie dafür raus. Schlussendlich aber nicht so schlimm da mir das Heft dann auch noch unter der Feuchtigkeit zerfallen ist. Nach einem langen aber relative einfachen Nachtmarsch kommen wir so gegen 02 Uhr bei Waterpoint 6,  nach 208 km endlich an. Davor haben wir noch die 200 er Marke mit einem Foto gebührend gefeiert.
Wir staunen nicht schlecht WP6 ist eine Kirche.

Checkpoint in the church «Thank God»
Ja Kirche. Aber auch hier wurden wir gut
verpflegt, es gab zwar nichts warmes mehr zu Essen aber die Sandwiches und der Kaffee mit viel Zucker, hat super geschmeckt. Nach einer  Stunde Pause mache ich mich bereit und laufe alleine los. 
Aber nur für 500 Meter und dann hatte ich den absoluten Koller  und machte einen Rückzieher. Ich musste unbedingt etwas schlafen und so lege ich mich für ca. 1 ½ Stunden hin zu den anderen. War mega bequem auf den Kirchenbänken.
So gegen 4 Uhr laufen Richard René und ich dann in die dunkle Nacht rein und weiter.
Es sollte noch ein unendlich langes Stück Weg werden bis wir so gegen 10 Uhr am Morgen beim nächsten Checkpoint Merry Pebbles bei km 244 ankommen. René nimmt meine Hand und wir laufen gemeinsam ein. Wir freuen uns sehr, dass wir es schon bis hierhin geschafft haben. Ein erster Teilerfolg. Gleich hinter uns kommt auch Richard rein. Hier gab es die beste Lasagne die ich je hatte. Ich darf aber auch sagen, der Food war an allen Checkpoints super. Meine beiden Freunde verzogen sich gleich zum Schlafen, ich geniesse hier meine erste Massage. Aber ich lass mich nicht wie geplant eine Stunde sondern nur eine halbe Stunde massieren. Die vorreservierte Massage an CP 4 sage ich gleich ab. Mir wird jetzt auch bewusst, dass ich hier wie beim nächsten RV kaum vorige Zeit für eine stündige Streicheleinheit habe – auch wenn das natürlich ganz schön gewesen wäre. Jetzt lege ich mich auch hin und schlafe etwa 1 ½ Stunden. Danach fühlte ich mich wieder recht fit. René macht sich auch bereit und Richard hat für sich entschieden noch weiter zu schlafen.

Merry Pebbles to Grasskop Holiday Resorts 86 km
WP7 km 282 + WP8 km 309
Eric zeigt uns vor dem weiterlaufen noch die mögliche Finisher Medaille und das ist natürlich ein neuer Motivationsschub den ich damit erhalte. Zusammen mit René laufen wir dann gemeinsam weiter auf dem Weg Richtung Blyde River Canyon.
Ich bin froh, muss ich nicht alleine die folgenden Kilometer und auch die kommende Nacht in Angriff nehmen. Auch wenn wir nicht allzu viel miteinander sprechen, es gibt doch immer wieder Situationen bei denen man miteinander ins Gespräch kommt. Und für Nacht 4 war ich extrem froh diese nicht alleine meistern zu müssen.Es geht immer etwas höher hinauf aber auch das Gelände verändert sich stark. Wir laufen immer tiefer in einen Wald rein. Es ist bereits etwa 17 Uhr und fängt an duster zu werden. René erklärt mir, dass das nicht ein normaler Wald sei so wie man ihn hier teilweise über x Quadratkilometer findet, angelegter  Nutzwald für die Holzindustrie. Nein dies sei ein «Natural Wood». Ein sogenannter Naturwald. Die Wege welche wir entlang laufen werden immer schmaler. Wir müssen uns bücken, über umgestürzte Bäume und herabhängende Lianen klettern. Viele kleine wacklige Brücken mit morschen Holzlatten und dann sogar eine grössere Hängebrücke sind zu überqueren. Bald ist an ein normales weiterlaufen nicht mehr zu denken. Es ist nun auch bereits stockdunkel und wir registrieren jetzt,  dass wir noch auf einem ganz, ganz schmalen Trampelpfad laufen.

Lost track!!! René and Stephan
Zur ganzen schlechten Situation kommt hinzu, dass wir praktisch nur eine Lampe, diejenige von René haben. Mindestens trage ich so kein unnützes Gewicht mehr herum. Mit meinem Minilichtschein kann ich gerade einen Umkreis von 1 Meter am Boden vor mir ausleuchten. Irgendwie gab`s dann noch Probleme mit der GPS Verbindung im dichten Wald. Die Signale sind teilweise ausgefallen und die Folge war, dass wir uns nun total verirrt haben. Gemeinsam versuchen wir irgendwie wieder auf die Strecke zu kommen was mit einer gefährlichen Kletterpartie verbunden war. Nach gut einer Stunde war es dann geschafft. Irgendwie fanden wir zurück auf die Strecke. René hat vor Freude den Boden geküsst und mir ist ein grosser Stein vom Herzen gefallen. Aber das sollte es noch nicht sein. Plötzlich standen wir vor einem tosenden Bergbach.

Wir mussten irgendwie da rüber. Aber einfach durchs Wasser laufen ging nicht, das war viel zu gefährlich. Also entschieden wir uns ein zweites Mal falsch und liefen dem Bach entlang hoch anstatt zurück. Es waren zwei grauenhafte Stunden in denen wir einfach nur dahin irrten. Und es war extrem anstrengend, wir mussten uns durch den Busch hoch und runter kämpfen und kamen kaum ein paar Meter vorwärts. Nach dem Rennen habe ich eine GPS Aufzeichnung gesehen. Wir sind in einem Umkreis von ca. 150 Meter, zwei Stunden im Kreis gelaufen. Wie in einem Labyrinth sah die Aufzeichnung aus. Irgendwann hörten wir dann Stimmen und nur wenige Meter von uns entfern auf dem offiziellen Trampelpfad kamen uns Kim und Richard entgegen. Wie waren wir happy als wir nun gemeinsam weiterlaufen konnten. Von den beiden habe ich dann erfahren, dass mein Freund aus Zambia, Richard Shannon beim CP3 ausgestiegen ist. Aufgegeben sage ich nicht, denn ich haben allergrössten Respekt vor jederman/frau der es bis hierhin geschafft hat. Schade er hat einen riesen Aufwand wie die meisten für diesen Lauf betrieben und hunderte ja über tausend Trainingskilometer in den letzten Wochen absolviert um an dieser Herausforderung teilzunehmen.
Mir war schon immer bewusst, dass eine solche Tortur nicht nur mit den Beinen zu bewältigen ist. Klar, die Kraft, die Kondition und Ausdauer sind eine absolute Grundvoraussetzung. Noch wichtiger und entscheidender ist aber die physische Motivation und Stärke. Ich sag immer, ein solches Rennen wird mit dem Kopf entschieden und nicht mit den Beinen. In dieser Nacht merkte ich zum ersten Mal wirklich was das heisst. Wie oft habe ich gedacht jetzt ist fertig, es geht nicht mehr weiter und wir müssen mindestens bis zum Morgengrauen warten damit wir uns neu orientieren können. Andererseits war ich noch so klar im Kopf, dass ich mir auch gesagt habe, jetzt aufgeben, das geht auf keinen Fall. Auf was hast du im letzten halben Jahr alles verzichtet damit du dieser Herausforderung entgegen treten kannst. Wie soll ich das den Spendern von «Run4Ayoba» erklären. Ich habe in dieser Nacht beide Seiten gesehen und bin wie man so schön sagt dem Teufel nochmals vom Wagen gesprungen. (Bildlich gesprochen)
Es war aber auch klar, dass ich das nicht beliebig herausfordern kann und darf. Das nächste Mal kann es auch schief gehen. Irgendwann in dieser Nacht, ich glaube es war gegen drei Uhr früh sind wir dann bei einem weiteren Checkpoint angekommen. Es war eine kleine Bergsteiger- Alm Hütte. Essen gab es praktisch nichts mehr aber eigentlich wollten wir vier nur noch schlafen. Wir haben uns auf eine der noch freien Matratzen gelegt und ich bin sofort eingeschlafen. Es war ein kurzer Schlaf von etwa zwei Stunden und bereits um 5 Uhr sind wir wieder aufgestanden und haben uns auf den Weg gemacht. Diese ersten zwei Stunden des neuen Tages vergesse ich sicher lange nicht mehr. Meine Füsse waren jetzt bereits mit Blasen vollgepflastert und ich kam kaum mehr in meine Schuhe rein. Jeder Schritt hat mir unheimliche Schmerzen verursacht und ich hätte mich am liebsten auf den Boden gelegt so das ich mich nie mehr bewegen muss. Aber auch hier hat der Kopf entschieden und irgendwann tat es so weh, dass es dann nicht mehr geschmerzt hat und der Kopf hat diese Signale von unten her einfach ausgeschaltet und ignoriert.
Sunrise, that gives new motivation

Dafür wurden wir mit einem traumhaften Sonnenaufgang für die Strapazen belohnt. Das war wunderschön und Balsam für die Seele.
Wie gesagt, während den ersten zwei Stunden konnte ich den anderen kaum folgen und es klaffte plötzlich ein riesen Abstand zwischen mir und den drei anderen. So Keller, das geht nun aber nicht. Wieder musste ich meine persönliche Motivationsspritze herausholen. Du kannst nicht dreihundert Kilometer gelaufen sein und lässt dich dann wegen so einem bisschen Schmerz einfach abhängen. Also hab ich mich in den Arsch getreten und nach kurzer Zeit bin ich dann auf die andern aufgelaufen und habe René und Kim sogleich stehen lassen. Richard hat jetzt aber auch Gas gegeben und ist fortan sein eigenes Rennen, wie ich auch, gelaufen. Für ihn sollte es dann noch ein finales  Happy End nehmen.
Man kann sagen für mich hat das Rennen jetzt nochmals begonnen. Die Motivation schwankte zwischen Himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt. Jeder Schritt war stechender Schmerz. Die grosse Frage des «Warum» schwirrte dauern durch mein Hirn.
Plötzlich kommt mir ein VW Bus entgegen und 5 jugendliche steigen aus und feuern mich an. Ich bin nicht sicher ob sie zu einem Läufer gehört haben oder einfach begeistert waren jemanden anzufeuern. Es war jedenfalls eine super Doppingspritze und plötzlich lief es wieder wie geschmiert. Jedenfalls bis zum nächsten Wasserposten. Nachdem ich da einen weiteren Liter oder mehr Cola in mich hinein gegossen habe, machte ich mich auf zum letzten Teilstück.
 
Orientierungs- bzw. Distanzsinn hatte ich keinen mehr und es war mir nun schlicht zu kompliziert und zu anstrengend, mich mit dem GPS auseinander zu setzten und den Rest Weg zu berechnen. Ich habe dann ein SMS an meine Freunde gesendet und ihnen eine Denkaufgabe gegeben. Sie sollten mal schauen wie viele km es noch bis zum Ziel wären und was für einen km Schnitt ich dafür bräuchte um in der vorgegebenen Zeit anzukommen. Laut Track den sie zuhause ja verfolgen konnten sollte das möglich sein. Lange hörte ich nichts. Dann von Dani Kern die niederschmetternde Antwort die in etwa so lautetet, dass auch ich kapiert habe dass das zeitlich nicht mehr zu schaffen ist. Was meine Freunde und auch ich nicht wussten war, dass seit längerer Zeit mein Track nicht mehr richtig funktionierte und somit die Daten sehr ungenau waren.
Irgendwie ist es deprimierend festzustellen, dass das seit langem angestrebte Ziel langsam in weite Ferne rückt. Andererseits legst du dir in solchen Situationen auch neue Strategien zurecht, welche dir wieder neue Motivation geben sollen. Du brauchst ja etwas an das du dich trotzdem klammern kannst. Du bist auch noch nicht soweit, dass Du sagen kannst, so das war`s. Ich wusste dass es kaum möglich war in der vorgegebenen Zeit von 120 Stunden das Ziel zu erreichen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Go, go....
Die Gegend wurde nun etwas flacher und sanfter. Es gab weitflächiges Farmland aber auch die ersten Anzeichen um Grasskop rum, dass wir in die Nähe des Canyon kommen. Und so verlief der Tag eigentlich ganz gut obwohl ich natürlich nicht mehr allzu schnell vorwärts kam. Die Schuhe traute ich mich jedenfalls nicht mehr zu öffnen. Die Füsse waren angeschwollen und blutunterlaufen und jeder Schritt war wie tausend Messerstiche. Bis jetzt hatte ich immer genügend Gedanken in meinem Kopf oder jemanden zur Seite mit dem man mal ein Wort wechseln konnte. Jetzt schaltete ich eine nächste Stufe und nahm meinen IPod hervor. Bruce Springsteen, Tina Turner, Gölä, und viele weitere haben mich nun musikalisch begleitet. Sogar eine alte CD von Reinhard May hörte ich mir an. Und Reini zu Ehren, boten mir die Kastelruter Spatzen eine willkommene Abwechslung. Und plötzlich war ich wieder in einem wunderschönen Urwald. Es ging etwa eine Stunde bergab und dann natürlich auf der anderen Seite wieder hoch. Ich war happy dass ich diese Passage noch bei Tageslicht laufen konnte. Auf alle Fälle wollte ich solche Waldstücke auf keinen Fall mehr Nachts  in Angriff nehmen müssen.
Alone on the way home...

Aber langsam dunkelte es auch heute zur 5. und letzten Nacht ein. Auch mein Powerbank wurde nun immer schwächer und von Sicht war praktisch keine Rede mehr. Ich war jetzt am Stadtrand von Grasskop angelangt. Meine Hoffnung war, dass ich hier am Checkpoint jemanden finden würde, der mir ev. seine Lampe zur Verfügung stellen könnte. Ohne wäre ein weiterlaufen in dieser dunkelsten Nacht ohne Lampe eh nicht mehr möglich.
Und wie es so ist, ich laufe in die Stadt rein und da ruft mir jemand zu. Ich staune nicht schlecht, als er mir dann seine kleine Handtaschenlampe anbietet. Ein super helles Ding mit dem ich ohne Probleme in der dunkelsten Ecke der Welt hätte rumspringen können. Ich bedanke mich und frage noch nach seine Namen, Frikkie Pienaar. Ich versichere ihm, da ich der Meinung war es wäre ein Läufer der bereits seit langem im Ziel sei, dass ich ihm diese dann wieder zurückgeben kann. Das war also mein kleines Wunder aus heiterem Himmel.
Jetzt müssten dann aber unbedingt die beiden Flaggen zu sehen sein für den letzten Checkpoint. dem 4. offiziellen Race Village.

Grasskop Holiday Resorts to Bourke`s luck Potholes 51 km
WP9 km 370

Irgendwie laufe ich aber auch nur noch stur geradeaus dem Track entlang und bin dann plötzlich wieder ausserhalb der Stadtgrenze. Hab ich mich falsch orientiert oder was ist los? Ich habe jedenfalls kein Restaurant oder Hotel gesehen bei dem ich mich hätte ausruhen können. Ausruhen wäre ja so oder so nicht mehr drin gelegen und so entscheide ich für mich, einfach weiter zu gehen, solange die Füsse tragen. Das war aber nun der entscheidende Fehler meines ganzen Rennens.
Jetzt muss ich eine grosse Autostrasse überqueren und sehe etwa hundert Meter vor mir zwei Menschen bzw. ihre Lichtkegel der Stirnlampen. Wir rufen uns zu und es sind Misty Weyer und Kerry Longhurst. Das ich zu ihnen aufschliessen konnte gab mir wieder für einen kurzen Moment neue Power. Kerry fragt mich ob ich beim Posten war und so bekomme ich die definitive  Bestätigung, dass ich die Registrierung verpasst habe. Wir rufen dann noch an und melden, dass ich bei den beiden Ladies bin. Mir ist dann erst im Nachhinein zum Rennen bewusst geworden, dass das das Ende für meinen Lauf sein wird. Das heisst DNF in der Läufersprache. Did not finish. Das Todesurteil für einen Runner. Wir laufen zu dritt ca. 30 min. zusammen und dann zieht Kerry davon. Ich bleibe bei Misty und zwar darum weil sie gar nicht in einem guten Zustand war und ich sie einfach nicht alleine lassen wollte. Irgendwie kam ein Pflichtgefühl auf. Als weiteres Problem kam dann noch dazu, dass ihr GPS Track eine  andere  Strecken anzeigte als meiner. Das war wirklich keine Täuschung, Sie hatte noch eine ältere Version des Tracks. Meinen habe ich kurz vor dem Start noch bei einem Offiziellen neu aufspielen lassen. Telefonisch wurde sie dann angewiesen nach meinem Track zu laufen. Bei nächster Gelegenheit würde ihr ein neuer Track geladen. Irgendwann gegen 24 Uhr kam dann ihr Mann Nic als offizieller des OK und hat ihr GPS bei einer kleinen Pause wieder  neu geladen. Inzwischen hat dann, wie kann es anders sein, natürlich auch meine neue Lampe den Geist wieder aufgegeben bzw. ich hatte keine Eratzbatterien für diesen Typ. Wäre ja zu schön gewesen mal eine ganze Nacht bei optimalem Licht zu laufen. Dafür gibt mir Nic, seine Stirnlampe und so geht’s dann für uns beide wieder weiter. Einen Titel für meinen Bericht hätte ich wirklich schon bereit und der müsste zwingend was mit Lampen und Licht zu tun haben, eine Kuh darf auch noch vorkommen darin. In etwa ein solcher Titel: «Das Leuchten oder das nicht Leuchten von verschiedenen Stirnlampen», oder ähnlich.


Our hardest night, Misty and Stephan
Von jetzt an wurde es hart, nach leichtem Nieselregen begann es nun in Strömen zu regnen. Es war nicht kalt aber langsam kroch die Nässe in alle Poren des Körpers und vor allem in die Füsse. Die Haut bildete weisse schrumpelige Ringe und es war von Vorteil, die Schuhe überhaupt nicht mehr zu öffnen. Neben der Ungemütlichkeit der Nacht kam jetzt auch noch die Müdigkeit dazu. Du hast in solchen Momenten überhaupt keine Gewalt über deinen Körper. Während ca. 5 Stunden sind wir nur wenige Kilometer weit gekommen. Ich, dh. wir sind wie in einem Rausch gelaufen. Zick, zack pur, und von einem Moment auf den anderen ist man gestolpert und wenn man Pech hatte ist man gleich hingefallen. Es fühlte sich an wie in Trance. Ich versuchte mit aller Kraft dagegen zu halten aber das half auch nichts mehr. Die letzten vier Nächte waren mit total 8 Stunden Schlaf einfach zu wenig und irgendwann übernimmt der Körper und der Geist das Kommando von dir und du kannst nicht mehr Gegensteuer geben.
Um 05.30 Uhr begann es langsam zu Dämmern. Das war für mich nun aber auch ein Zeichen nochmals neue und letzte Kräfte zu mobilisieren. Ich hab mich von Misty verabschiedet und langsam joggend bin ich dem nächsten Waterpoint entgegengelaufen. Das Joggen ging eigentlich ganz gut, die Schmerzen hat mein Hirn dann irgendwann einfach ausgeblendet und so kam ich nach rund 3 Stunden beim nächsten Posten an. Hier gab`s nochmals ein paar Colas und eine süsse Verpflegung. Mehr mochte ich gar nicht Essen. Nic hat hier auf seine Frau gewartet und dabei konnte ich ihm gleich die ausgelehnte Stirnlappe wieder zurückgeben. Es war definitive die letzte Nacht, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Von hier aus sollten es nochmals ca. 15 km bis zum letzten Checkpoint sein. Was ich da aber noch nicht wusste, es wäre erst der zweitletzte gewesen. Und so dachte ich mir, das könnte gerade noch knapp reichen. Sollte unter normalen Umständen eigentlich zu schaffen sein. Normal ist aber wirklich fast nichts bei diesem Lauf. Nach einem taffen Aufstieg, habe ich mich dann nochmals kurz verlaufen. Noch eineinhalb Stunden bis zur Ziellinie dachte ich. Go Käller jetzt reiss dich zusammen. Ich hab jetzt im Kopf abgeschaltet und es lief einfach nur noch irgendwie. Doch das vermeintliche Ziel wollte einfach nicht kommen. Nochmals ging es über eine extrem weite Farmlandschaft über schmale mit kleinen Felsbrocken gepflasterte Wege. Jedes Mal den Fuss aufsetzten heisst auch jedes Mal Sternchen sehen. Die letzten km bin ich dann wie ein Irrer gerannt. Hatte sicher einen km Schnitt von 5 Min auf dem Tacho. Jetzt waren wir im Canyon Gebiet. Die ersten Touris tauchten auf und als ich einen nach der Ziellinie fragte schüttelte dieser nur ungläubig den Kopf. Das war wirklich keine Hilfe, alles muss man selber erkunden und ausfindig machen! Ca. 16 Min. vor 12 Uhr sehe ich die beiden Munga Flaggen, geschafft so dachte ich mindestens und lies mich bei diesem kleinen Restaurant gleich in einen Sessel fallen. Alle anwesenden MA haben geklatscht und wollten unbedingt mit mir auf ein Foto. Ich wusste jetzt geht nichts mehr. Ich war am Ziel was natürlich nicht stimmte. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich das auch noch gar  nicht. Es hat mich dann doch etwas erstaunt, dass kein Offizieller, Erik oder Alex anwesend waren. Ich hab mich dann am  Buffet erst mal richtig verpflegt. Die Schuhe ausgezogen und meine Wunden begutachtet. Ein paar anwesende Touris haben nur den Kopf geschüttelt und ich kann mir in etwa vorstellen was ihnen durch den Kopf ging. Irgendwann wurde ich dann ins Camp gefahren wo ich meinen Bungalow beziehen konnte.

Bourke`s luck Potholes to Blyde Canyon Viewpoint (Finish) 19 km
Für mich war das Rennen in Bourke`s luck Potholes zu Ende. Nach 119 Stunden 44 Minuten und 393.3 km. Ca. 18-20 km vor dem offiziellen Ziel.

Forever Resort Blyde Canyon
Louise und Carsten und ein paar andere haben mich in der Lodge herzlich begrüsst und es war mega schön, wie wir uns alle gefreut haben uns gesund wieder zu sehen. Carsten ging es gar nicht gut und er musste sogar mit Stöcken laufen was mir erspart geblieben ist.
Duschen und umziehen war eine Wohltat aber auch eine mega Qual. Bereits nach drei Stunden, um 15 Uhr war die Siegerehrung und da hat mir gleich zu Beginn Erik eine Flasche Wein in die Hände gedrückt gratuliert und als ich ihn nach der Medaille fragte dann war der Fall klar. Stephan leider nicht gefinisht weil Du den Checkpoint in Grasskop nicht angelaufen bist. Erst Tage später habe ich dann genau realisiert was wirklich passiert ist. Die Nicht Qualifikation war darum weil ich mich nicht am Posten registriert hatte. Als einziger Trost kann ich zu mir sagen, dass ich das zum Glück nicht mitbekommen habe. Sonst wäre ich sicher nicht mehr mit meinen letzten Kräften dem vermeintlichen Ziel entgegengelaufen. So sieht es nun für mich aus, dass für mich das Rennen ca. 393 km lang war und die letzten 18-20 km nicht mehr gewertet wurden weil die Zeit von 120 Stunden genau beim letzten Checkpoint abgelaufen war. Nachdem ich das Ganze dann irgendwann mal verdaut hatte, habe ich mich so getröstet, dass ich es fast bis ins Ziel geschafft habe.  So war ich etwa der 10 Läufer der nach den 8 offiziellen Finishern die am Blyde River Canyon angekommen sind, in der inoffiziellen Rangliste rangiert bin. Ist ja auch nicht so schlecht. 13 Läufer haben schon viel, viel früher das Handtuch geworfen oder mussten das Rennen aufgeben. Ich glaube auch wenn das nicht wirklich ein grosser Trost ist, ich habe extrem viel gelernt und kann diese Erfahrungen hoffentlich in mein nächstes Abenteuer mitnehmen. Der «Tor des Géants» wartet im September auf mich. Vielleicht brauchte es ja auch diese Erfahrung um nochmals einen Schritt weiter zu  kommen. Die Siegerehrung war dann doch noch ganz schön und ich habe mich mit den 8 Finishern und vor allem mit Carsten gefreut dass wir alle gesund und glücklich angekommen sind. Es ist selbstverständlich dass ich auf die Frage ob ich im 2018 wieder komme ohne mit der Wimper zu zucken gesagt habe, nein das war`s, mehr liegt für mich nicht mehr drin. Sicher???? Zwei Wochen später im Regio Artikel des Anzeigers von Uster tönt es dann schon wieder etwas anders. Und der Kommentar meines Bruders Herbi «Hab ich`s doch gewusst...» Zitat aus dem Regioartikel: Der Keller überlegt sich für 2018 einen zweiten Versuch. Beim gemeinsamen Nachtessen wurde dann viel geplaudert und erzählt aber irgendwie merkte man auch, dass alle total auf den Felgen waren. Um 20 Uhr war ich bereits im Chalet hab aber die Einladung von Stefan Müller dann doch noch angenommen bei ihnen auf ein Schlummerbier und eine mega gute Buurenbratwurst vorbeizuschauen. Es war das zweite Nachtessen welches ich locker an diesem Abend zu mir genommen habe. Was auch während den nächsten 14 Tagen niemals ein Problem sein sollte. Mein Körper schreite nach Food. Ich habe während diesen Tagen sicher an die 5 kg  Körpergewicht verloren und wenn ich im Nachhinein Bilder von mir sah, kam ich mir schon wie ein ausgehungerter Wüstenprediger vor. Am andren Morgen hiess es für mich packen und nach einem gemeinsamen letzten Brunch mit vielen neuen Freunden hiess es Abschied nehmen. Ein Abschied, der auch etwas weht tat. Ich habe wieder wundervolle Menschen kennen gelernt. Durfte tolle Geschichten erleben. Diese guten Gedanken und Eindrücke werde ich mein Leben lang in meinem Herzen haben und niemand kann mir diese mehr wegnehmen.

The Munga Trail – the toughest race on earth»
 
The end, thank you to all


 
Warum?

Warum, ja diese Frage wird einem oft gestellt und noch öfters fragt man sich selbst warum macht man das eigentlich. Warum rennt jemand während 5 Tagen 400 km durch Südafrika. Warum rennen hunderte von Läuferinnen und Läufern den Irontrail über 200 km oder den Tor des Géants mit 24`000 Höhenmeter und 330 km Länge bergauf und bergab durch das Gebirge. Manchmal Frage ich mich auch, weisst Du eigentlich was Du da machst und warum machst Du das?
Es wäre jetzt ein Einfaches zu sagen, weil es mir Freude macht. Weil ich mit Gleichgesinnten zusammen bin. Weil ich die Natur geniessen und in mir aufnehmen kann. Weil ich verschiedene Herausforderungen meistern und manchmal auch nicht meistern kann. Weil ich aus Niederlagen mir erhoffe beim nächsten mal stärker zu sein. Weil ich ein Ziel habe, dass ich verfolgen möchte. Und so weiter, und so weiter… Schlussendlich gibt es X Antworten auf diese Fragen. Jeder von uns interpretiert sie anders, setzt etwas anderes dahinter was ihm persönlich wichtig oder am wichtigsten erscheint.
Als ich mich für den Munga Lauf zu interessieren begann hab ich mich zuerst nicht gross gefragt – warum? Es waren wie oben erwähnt auch diese verschiedenen Gründe die mich schlussendlich zu einer Zusage bewogen haben. Die neue und unbekannte Herausforderung. Das persönliche Ego von mir. Schaff ich das noch in meinem Alter?
Ich glaube es war irgendeinmal im Januar bei einem Trainingslauf vom Büro nach Hause. Da war sie wieder diese quälende Warumfrage. Bei diesem Run nach Hause kamen mir Ansätze die mich hoffen liessen eine Antwort darauf zu bekommen. Irgendwie hatte ich ja auch ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Nun reist Du wieder bereits zum achten Mal innert fünf Jahren nach Afrika. 10`000 km weg von meiner Partnerin, Freunden und der Familie. Zudem noch alleine. Wie gut geht es mir eigentlich, dass ich mir das alles leisten kann. Mir war schon immer bewusst, dass ich auf der privilegierten Seite des Lebens stehe. Irgendwie wollte ich dafür aber auch etwas zurückgeben können. Nicht in Form von Geld an Personen oder Menschen sondern in Form eines Beitrages für Menschen die es nicht so gut haben wie wir. Die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Und so kam mir der Gedanke zur Hilfe nach Afrika. Im vergangenen Jahr durften meine Partnerin und ich das Aids- und Waisenprojekt Sweetdale in Margate, 100 km südlich von Durban besuchen. Wir wurden von Roland und Sibille Wenger herzlichst empfangen und sie haben uns das ganze Projekt erklärt. Familie Wenger sind die Schwiegereltern meines Freundes Dani Kern. Dani ist mit seiner Frau und dem ein paar Monate alten Liam im September 2016 den Schwiegereltern gefolgt und arbeitet und wirkt nun ebenfalls im Camp. Uns beide hat das damals so fasziniert, dass wir gesagt haben wir möchten da nach Möglichkeit etwas beitragen. Das war es also, ein Spendenlauf. Dafür mach ich das. Jetzt hab ich wirklich einen Grund nach Südafrika an dieses Abenteuer zu reisen. Ich muss mir kein schlechtes Gewissen mehr machen. Die Umsetzung war nicht all zu schwierig. Ich wollte es möglichst ohne grossen administrativen Aufwand machen. (Das lies sich aber dann doch nicht ganz vermeiden) Dani hat mich dabei unterstützt und eine Infobroschüre zusammengestellt auf Deutsch und Englisch. Da ich in der Deutschen Sprache und vor allem in der Kommunikation nicht der sattelfesteste bin, bekam ich noch Unterstützung unserer Kommunikationsabteilung die den ganzen Text dann noch verfeinert hat. Zielgruppe meiner Aktion waren hauptsächlich Familienmitglieder und Freunde aus der Running Szene aber auch allgemein Interessierte. Ein paar Tage vor dem Lauf ging dann ein E-Mail an ca. 300 Empfänger und etwa 80 Briefe mit Info zum Lauf und zum Projekt Sweetdale https://www.sweetdale.com/  beziehungsweise zum Verein Ayoba http://www.ayoba.ch/ der von der Schweiz aus koordiniert und unterstützt.  Ich kann sagen, dass die Solidarität ungemein gross war. Vor aber hauptsächlich während des Laufes bekam ich laufend SMS und E-Mails von den angeschriebenen und auch die ersten Spendenbeiträge gingen bereits ein. Für mich war es eine gewaltig Motivation von all diesen Menschen unterstützt zu werden. Jedes gute Wort und alle guten Wünsche gaben mir Kraft und Power während diesem Lauf. Es war ganz sicher auch ein Grund, dass der Gedanke ans Aufgeben fast nie in mir hoch kam. Ich hätte das Gefühl gehabt all diese Menschen zu enttäuschen. Das ging einfach nicht. Bei der Entstehung dieser Idee träumte ich von einem Gesamtspendenbeitrag von zwei  bis maximal dreitausend Franken. Ein paar Tage nach dem Laufen waren schon über CHF 5`000 zusammen. Und jetzt kommen wir wieder auf die Frage des «Warum tut man sich das den an?» Ich war extrem froh, dass mir diese Frage nun einige Tage nach dem Lauf nochmals gestellt wurde und ich darauf eine Antwort geben konnte. Ich mache es, neben vielen anderen bereits erwähnten Gründen, hauptsächlich für mein Laufprojekt «Run4Ayoba». Und es war eine grosse innere Freude in meinem Herzen als ich Dani und der ganzen Familie Wenger den Spendenbeitrag von über CHF 10`000 mitteilen konnte. Ja, dafür hab ich es gemacht.
Team Camp Sweetdale,

End of the Ayoba Project

 
Und jetzt?

Bevor ich nun zum Abschluss dieses Berichtes noch Danke sagen möchte habe ich mich natürlich auch gefragt,  ja und jetzt?
Für mich persönlich war «The Munga Trail» sprichwörtlich das härteste Rennen das ich je absolviert habe. Obwohl Munga als Wort keine Bedeutung hat, hat der Zusatz «the toughest race on earth» für mich schon Relevanz. Einige male bin ich buchstäblich an meine geistige und körperliche Grenze gelangt. Auch wenn ich es nicht bis ins Ziel als Finisher geschafft habe, kann ich das Ergebnis nun nach wenigen Tagen der Enttäuschung, sehr gut annehmen und damit umgehen. Ich habe akzeptiert, dass man als Sportler (in meinem Falle Hobbysportler)  nicht nur Erfolg haben kann sondern auch lernen muss mit Niederlagen umzugehen. Eine weitere Antwort darauf «Warum macht man das»? Um nach solch einem Erlebnis gestärkt und mit neuem Mut und Elan, es vielleicht nochmals versucht das anvisierte Ziel zu erreichen. Die ersten Tage nach meinem Lauf habe ich mir hoch und heilig versprochen, dass es dies nun war und ich nun keinen weiteren Versuch unternehmen werde ein Munga Finisher zu werden. Jetzt ein paar Wochen später, mit Abstand und vor allem mit einer sauberen Analyse meiner Fehler, meine ich doch:

«The Munga – the toughest race on earth» «Why not in 2018 or 2019».

I will return to «Munga Trail»
 

Mein ganz persönlicher Dank geht von Herzen an alle und jedermann/frau der/die  mich während dieser Zeit unterstützt und begleitet haben. Speziell aber an:

Monica Petermann, meine Partnerin die während vielen Stunden bzw. Tage meine Vorbereitung und mein Training unterstützte und mich auch immer wieder motiviert hat weiterzumachen.
Kari Alpiger, mein bester Freund mit dem ich viele tolle Trails und Laufabenteuer in den vergangenen Jahren absolvieren durfte und hoffentlich auch zukünftig noch darf.
Stefan Häbler, mein Trainingspartner und guter Freund für die «Nach Hause Laufen Strecke» von Zürich nach Uster, jeweils über 35 und mehr km.
Roland Cavelti, mit dem ich die kurzen «Nach Hause Laufen Strecke» absolvieren durfte und dabei nie eine Pause machen konnte….
Die Running Freunde des Dienstagstrainings des LC Uster
Die Laufkolleginnen und Laufkollegen der Samstagsläufe im Oberland,
welche mir mentale Unterstützung direkt an den Munga Trail übermittelt haben. (SMS, E-Mail)
Die Bachtel Runner`s mit denen ich jeden Mittwochabend auf und um den Bachtel rennen konnte und dabei immer tolle Gespräche führen durfte.
Dani und Connie Kern und die ganze Familie Wenger, die mit dem Projekt Sweetdale für mich allergrösste Vorbilder sind was Hilfe am Mitmenschen vor Ort bedeutet.
Thomas und Ursula Kern, Vorstand und Präsidentin des Verein Ayoba
Erick Vermeulen und Alex Harris, Renndirektoren des Munga Trail

Alle Runners des Munga Trails Carsten + Luise Nohr Nielsen, René Vollgraaff, Richard Shannon, Laura + Brian Bannatyne, Stefan und Rolf Müller, Altie Clark und alle anderen mit denen ich ein tolles Abenteuer teilen konnte.

Und zuletzt geht mein aufrichtiger Dank an alle Spender und Spenderinnen von «Run4Ayoba» die mit ihrem Beitragen von über CHF 10`000 / ZAR 137`000 etwas dazu beitragen, dass viele Jugendliche und Aidswaisen wieder neue Hoffnung und Perspektiven im Leben und für ihre berufliche Zukunft und Entwicklung bekommen.  

 


Zürich / Uster, Juli 2017
Stephan Keller ste.keller@gmx.ch